Elaris AG: Lars Stevenson und EU-Strafzölle für chinesische Elektroautos
Bad Dürkheim – Die vom deutschen Unternehmer Lars Stevenson vor vier Jahren gegründete Elaris AG hat sich der klimafreundlichen Mobilitätswende verschrieben. Zur Reduzierung der CO2-Emissionen will sie deutlich mehr bezahlbare Elektroautos auf Deutschlands Straßen bringen. Dafür arbeitet das inzwischen in Bad Dürkheim ansässige E-Mobility-Unternehmen mit versierten chinesischen E-Autobauern zusammen. Durch die enge Kooperation mit den Herstellern aus Fernost können vollelektrische Autos für alle Bedürfnisse vom Kleinstwagen über eine Geländelimousine bis zum Transporter angeboten werden. „Erleben Sie die Welt von Elaris mit E-Autos, die 100 Prozent auf alltagstaugliche Mobilität ausgerichtet sind, egal ob City-Flitzer, sportliche Limousine oder Familien-SUV“, wirbt Stevenson für seine immer größere Fahrzeugpalette. Ganz wichtig ist ihm die Synthese von fairen Preisen, toller Ausstattung und leistungsstarker Technik. Deutsche Kunden bestellen bei Elaris ein E-Auto ihres Wunsches, das in China kundenindividuell gefertigt und zeitnah nach Deutschland exportiert wird. Die Elaris-Produzenten heißen Dorcen, Skywell und GAC.
Kurz nach dem erfolgreichen Start im Freiverkehr der Börse München – im März 2024 wurden alle 12,1 Millionen Elaris-Aktien in das Handelssegment M-Access einbezogen – meldeten die Pfälzer eine weitere Sortimentserweiterung. Im dritten Quartal dieses Jahres kommt der Elaris Jao auf den Markt. Der elektrische Micro-SUV mit fünf Sitzen und fünf Türen wird von der chinesischen Dayun Group produziert. Auf ihren vollautomatisierten Fertigungsstraßen wird der Jao hochpräzise nach europäischen Sicherheitsstandards gefertigt. Seine kombinierte Reichweite liegt bei 215 Kilometern und in der Stadt bei bis zu 300 Kilometern. Ausdruck der hohen digitalen Standards ist die Ver- und Entriegelungsmöglichkeit über die Elaris-App auf dem Smartphone. Durch die App ist das vollautomatisierte Ein- und Ausparken auch von außerhalb des Fahrzeugs möglich. Lars Stevenson schwärmt: „Der Elaris Jao zeichnet sich durch sein hochwertiges Design, seine volldigitale Ausstattung und seinen sehr günstigen Preis aus. Mit unserem Jao schließen wir eine Lücke am Markt. Der Jao ist ein bezahlbares E-Auto, das breiten Bevölkerungsschichten den Zugang zur Elektromobilität ermöglicht. Wir leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Ausbau der E-Mobilität in Deutschland.“ Noch im April sprachen die Verkehrswende-Enthusiasten von einem Jao-Verkaufspreis von unter 25.000 Euro. Inzwischen stehen Fragezeichen hinter derart kundenfreundlichen Preisplanungen, ohne dass der chinesische Hersteller und sein deutscher Importeur dafür etwas können.
Die Europäische Union will nämlich chinesische Elektroautos mit happigen Strafzöllen belegen. Schon im vergangenen Herbst hatte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Prüfung solcher Strafmaßnahmen angekündigt. Die CDU-Politikerin begründete das mit Wettbewerbsverzerrungen zulasten europäischer Hersteller: „Der Preis dieser Autos wird durch massive staatliche Subventionen künstlich gesenkt – das verzerrt unseren Markt. Das ist nicht hinnehmbar.“ Im März 2024 veröffentlichte die EU eine Durchführungsverordnung zur zollamtlichen Erfassung aller aus China eingeführten E-Autos. Nach dem Vorliegen der Ergebnisse kündigte Brüssel Strafzölle auf chinesische Elektroautos in Höhe von bis zu 38,1 Prozent an. Im Rahmen der Untersuchung sei man zu dem vorläufigen Schluss gekommen, „dass die Wertschöpfungskette für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV) in China von einer unfairen Subventionierung profitiert, durch die den BEV-Herstellern in der EU eine wirtschaftliche Schädigung droht“, teilte die EU-Kommission mit. Für drei Hersteller wurden schon konkrete Zollgebühren genannt: BYD 17,4 Prozent, Geely 20 Prozent und SAIC 38,1 Prozent. Anderen chinesischen Herstellern, die zwar an der Untersuchung mitwirkten, aber nicht in die Stichprobe aufgenommen wurden, soll ein durchschnittlicher Zollsatz von 21 Prozent aufgedrückt werden. Bei E-Auto-Produzenten, die gar nicht an der Untersuchung teilnahmen, wird die EU einen Pauschal-Zoll von 38,1 Prozent erheben. Ein Fachblatt der Automobilbranche rechnete vor: „Das aktuell in Deutschland meistverkaufte Elektroauto aus China, der MG4 des Herstellers SAIC mit rund 4.700 Neuzulassungen von Januar bis Mai, wird sich mit dem angekündigten Strafzoll bereits beim Basismodell um über 13.000 Euro auf 48.430 Euro verteuern.“
Auch wenn die Strafzölle noch nicht in Kraft sind, sorgen sie bei den Anhängern klimafreundlicher Mobilität für Stirnrunzeln. Zu ihnen gehört der Gründer und CEO von Elaris, der erhebliche Schwierigkeiten auf die europäische Automobilindustrie zukommen sieht. „Die Entscheidung ist wirtschaftspolitisch sehr schwierig, weil jetzt auch die chinesische Seite mit neuen Importregelungen für europäische Autos reagieren wird. Damit wird einer der größten Märkte der Welt für uns nicht einfacher“, gibt Lars Stevenson zu bedenken. „Der chinesische Markt für E-Mobilität wächst stark – und genau deshalb ist die Entscheidung kaum nachvollziehbar. Es wäre besser, den heimischen Markt zu stärken, als zu versuchen, chinesische Hersteller zu ‚bestrafen‘. China hat bereits 2015 mit der Vorbereitung und Planung der Transformation von Verbrennungsmotoren zur E-Mobilität begonnen“, ruft der pfälzische Unternehmer in Erinnerung. Ein solch gewaltiger Prozess hin zu neuen Antriebs- und Versorgungssystemen könne gar nicht von der Wirtschaft allein bewältigt werden. „Es gibt keine Verlässlichkeit für langfristige Investitionen, weil immer wieder neue Förderungen aufgelegt und wieder gestrichen werden. Das ist ein echtes Problem“, kritisiert Stevenson. Eine positive Botschaft hält der E-Auto-Visionär für seine Kundschaft aber bereit: „Die Entscheidung aus Brüssel wird Elaris in Zukunft nicht treffen, weil wir als deutscher Hersteller entsprechende Maßnahmen getroffen haben und noch treffen werden.“
Wenngleich der Autoimporteuer, der gleichzeitig edle Weine exportiert, die Strafzollpolitik der EU wegen ihrer Negativfolgen für die grüne Verkehrswende kritisiert, scheint sich die Elaris AG tatsächlich keine Sorgen um ihr Geschäftsmodell zu machen. So baut sie ihre selbstentwickelte Software-Plattform mit der Version 3.0 deutlich aus. Durch die Implementierung vieler neuer Features wird das E-Auto-Portfolio noch leistungsfähiger und vielfältiger. „Der Ausbau der Software-Plattform ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für das Wachstum unseres Unternehmens“, betont Stevenson. „Besonders stolz bin ich darauf, dass wir diese Entwicklung mit eigenen Kräften und eigenem Know-how auf die Beine oder besser Räder gestellt haben. Hinter der Initiative und Innovation steckt ein klarer Trend: hin zum Software Defined Vehicle. Mit unserer Software-Plattform machen wir unsere Fahrzeuge einzigartig und heben uns deutlich von unseren Wettbewerbern ab.“